HR Allgemein

Effizienz am Arbeitspatz:

Ist die 4-Tages-Woche die Zukunft?

Um die Produktivität und die Flexibilität innerhalb des eigenen Unternehmens zu steigern, denken sich Arbeitgeber immer wieder neue Arbeitszeitmodelle aus. Ob Gleitzeit, hybrides Arbeiten oder Sabbatical – jedes Arbeitszeitmodell hat spezifische Vor – und Nachteile.

Die 4-Tage-Woche ist eine noch recht neue Alternative zu dem klassischen Modell und wurde in verschiedenen Ländern und Unternehmen bereits getestet. Im Rahmen unseres Beitrages nehmen wir die 4-Tage-Woche unter die Lupe und geben einen Zukunftsausblick, ob es Potential für eine Produktivitätssteigerung und Integrierung in Deutschland besitzt.

Was ist eigentlich die 4-Tage-Woche?


Wie der Name schon vermuten lässt, wird die klassische Arbeitswoche von 5 Tagen auf 4 Tage reduziert. Bezüglich der Stundenanzahl werden unterschiedlichen Herangehensweisen bevorzugt. Unter dem Punkt„ Experimente und Studien“ werden wir darauf noch genauer eingehen.

Grundsätzlich gibt es aber nur 2 bevorzugte Lösungen: Entweder wird die standardmäßige Arbeitszeit von 38-40h in der Woche auf die 4 Tage gelegt, sodass Arbeitnehmer zwar länger an den einzelnen Tagen arbeiten müssen, dafür jedoch einen Tag länger frei haben. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Stundenanzahl von 38-40 Stunden gemäß des wegfallenden Tages zu reduzieren. Also anstatt 40 Stunden werden dann nur noch 32 Stunden in der Woche gearbeitet. Der Verdienst soll dabei gleichbleiben.

Wie Du dir sicherlich vorstellen kannst, bringt solch ein Arbeitszeitmodell viele Herausforderungen sowie Vor- und Nachteile mit sich. Bevor wir dazu kommen, möchten wir Dir kurz zeigen, dass es Unternehmen gibt, die diese Art von Arbeitszeitmodellen bereits in ihren Alltag integriert haben.

Experimente und Studien


Im Jahre 2019 testete Microsoft Japan die 4-Tage-Woche mit insgesamt 2.300 Mitarbeitern. Die Höhe des Gehalts wurde beibehalten, wodurch die Mitarbeiter trotz des wegfallenden Arbeitstages das gleiche Gehalt verdienten. Nach eigenen Angaben zufolge würde das Experiment erfolgreich durchgeführt. Es wurde angegeben, dass die Produktivität um 40% gestiegen ist und die Stromkosten um 23% sanken.

Island führte zwischen 2015 und 2019 das bisher größte Experiment zu der 4-Tage-Woche durch. 2500 Arbeitskräfte, was 1% der Bevölkerung Islands entspricht, arbeiteten 5 Jahre lang nur 4 Tage die Woche, 35 Stunden lang und bekamen das gleiche Gehalt. 2 Jahre später wurde das Experiment als unglaublicher Erfolg mit vielen neuen Erkenntnissen bezeichnet. Die Teilnehmer freuten sich über weniger Stress im Alltag und mehr Zeit für sich und andere wichtige Personen.

Doch warum genau stieg die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter in den aufgeführten Experimenten an? Die Vor– und Nachteile der 4-Tage-Woche verdeutlichen dir diesen Zusammenhang.

Die Vorteile der 4-Tage-Woche:

1. Mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys


Sein wir mal ehrlich: Auch bei einer 5-Tage-Woche hat man unter der Woche wenig bis gar keine Zeit für Hobbys oder Familie. Aus diesem Grund gaben die Teilnehmer der Experimente an, dass sie mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys hatten, aufgrund dessen, dass sie dafür den freien Tag nutzen konnten.

2. Stressprävention und längere Erholungspausen


Auch wenn die 40 Stunden auf 4 Tage in der Woche gekürzt werden, haben die Mitarbeiter den Vorteil, dass sie sich drei Tage lang ausruhen und erholen können. Des Weiteren haben sie an dem verlängerten Wochenende sogar Zeit wegzufahren und dem Alltag zu entfliehen. Am freien Tag können wichtige Termine erledigt werden, die sonst unter Stress nach der Arbeit und am freien Samstag angegangen wurden müssten. Die Work-Life-Balance kann durch die 4-Tage-Woche also deutlich verbessert werden.

3. Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeitermotivation


Für viele Bewerbende und Mitarbeitende ist es ein großer Attraktivitätsbonus, wenn der Arbeitgeber zusätzliche freie Tage ermöglicht. Dazu kommt, dass die Motivation der Mitarbeiter gesteigert wird. Ist der Montaggeschafft, sind es nur noch 3 Tage bis zum Wochenende anstatt 4 Tage. Für viele Arbeitnehmer kann dies den Unterschied machen.

Die Nachteile der 4-Tage-Woche:

1. Für bestimmte Branchen nicht umsetzbar


Vor allem im Verkauf und im B2B-Bereich macht sich eine Problematik mit der 4-Tage-Woche breit. Wenn ein Werktag in der Woche wegfällt, bedeutet dies auch einen Tag ohne Verkäufe von Produkten und ohne abgeschlossene Verträge. Umsatzeinbußen sind hier vorprogrammiert. Des Weiteren müssen wichtige Termine die bei der 5-Tage-Woche auf den Freitag gelegt wurden um ganze 3 Tage auf den Montag verschoben werden.  

2. Je länger der Tag wird, desto geringer die Motivation    


Wenn die Stundenanzahl auf 4 Tage gedrückt wird, ist es nur logisch, dass die Mitarbeitende immer unproduktiver und unmotivierter am Tag aufgrund der langen Belastungszeit werden. Die Gefahr besteht also darin, dass weniger geschafft wird und Fristen nicht eingehalten werden können. Mitarbeiter können sich somit schnell überfordert fühlen. Wird die Arbeitszeit jedoch ebenfalls reduziert (also von 40 auf beispielsweise 32), kann dies die Produktivität und Motivation der Mitarbeiter enorm steigern.

3. Weniger Urlaubsanspruch


Mit weniger Arbeitstagen geht auch weniger Urlaubsanspruch einher. Daran sollten Mitarbeitende denken, die sich auf das System einlassen.

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Zukunftsaussichten der 4-Tages Woche in Deutschland


Die große Frage ist nun: Eignet sich die 4-Tage-Woche für die Etablierung in deutschen Unternehmen und ist sie überhaupt realisierbar? Die beste Antwort auf die Frage ist: Jein!

Es gibt positive Aussichten, wie die erfolgreichen Experimente in Island und bei Microsoft zeigten, doch auch einige Hürden, die in Deutschland vermutlich so groß wären, dass das klassische Arbeitszeitmodell doch bevorzugt werden würde. Viele organisatorische Fragen stehen offen, wenn das System integriert werden soll: Wann ist der freie Tag? Wird der gleiche Verdienst gezahlt? Wird das Büro an diesem Tag geschlossen oder ist es trotzdem besetzt? Hat jeder Mitarbeitende den gleichen Tag frei? Gerade bei größeren Organisationen kann dies zu einem echten Problem werden und der Aufwand könnte den Nutzen übersteigen. Trotzdem hat die Praxis gezeigt, dass die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden gesteigert werden kann, wenn die 4-Tage-Woche erst einmal in den Unternehmensalltag integriert ist.

Quellen:

Wie funktioniert eigentlich: Die 4-Tage-Woche (dearwork.de)
4-Tage-Woche vs. 5-Tage-Woche: Die Vor- und Nachteile (gruender.de)
Vier Tage Woche - ein Erfolgsmodell auch für Deutschland? (rtl.de)
Vier-Tage-Woche ein Island: "Ein überwältigender Erfolg" (stern.de)
Die4-Tage-Woche: Klasse Idee oder Luftnummer? (meinebewerbung.net)

Bilder:

Canva.com